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19Aug

Von der Theorie direkt in die digitale Praxis

Wie kann ich die Digitalisierung in meiner Firma voranbringen? Das ist die zentrale Frage beim Weiterbildungsprojekt F4DIA, das gerade seine dritte Runde vollendet hat. Die Früchte waren bei der Abschlussveranstaltung im GARP Bildungszentrum in Plochingen Ende Juli zu sehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentierten eigene Projekte, die sie beim jeweiligen Arbeitgeber umsetzen. Anschließend bekamen sie ihre IHK-Zertifikate als „Multiplikatoren für die digitalisierte Arbeitswelt“ überreicht.

Die individuellen Projekte setzen in ganz unterschiedlichen Bereichen an. Mal wurde eine Software ausgewählt, mit der künftig Computerprogramme (BOTs) zur Automatisierung von Prozessen erstellt werden. Mal haben Teilnehmer eine digitale Lernbibliothek erstellt oder eine „Ideenschmiede“ für Firmenangehörige. In einem anderen Fall haben sie eine Plattform mit Erklärvideos für häufige Fragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingerichtet, oder Kommunikationskanäle, um sich bei der Einführung einer neuen Software gegenseitig zu unterstützen. Das sind nur einige Beispiele – und alle haben im jeweiligen Unternehmen „eine Duftmarke gesetzt“ und werden in Zukunft weiterwirken.
Aber nicht nur das. „Daraus entstehen ja weitere Ideen“, sagte Evelyn Philipp, Projektleiterin für F4DIA bei GARP. Schließlich sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu „Multiplikatoren“ ausgebildet worden. Sie haben dafür fünf zweitägige Module bei den Projektpartnern absolviert. Neben GARP waren das die Staatsgalerie Stuttgart, die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, der Verein zur Förderung der Berufsbildung und die Firma Trumpf.
Schon die Zusammensetzung dieses Konsortiums lässt ahnen, dass es um einen breit angelegten, ganzheitlichen Ansatz geht. Natürlich ist das digitale Handwerkszeug ein wichtiges Element, das kam während der Präsentationen zum Ausdruck, wenn immer wieder gezielt nach den verwendeten Tools und Tipps und Tricks gefragt wurde. Im Fokus der Weiterbildung stand aber auch die Frage, wie es gelingt, die Kollegen mitzunehmen. Denn Digitalisierungsprojekte stoßen, wie jeder Veränderungsprozess, häufig zunächst auf Abwehrreaktionen. Die Auseinandersetzung mit „Change-Prozessen“ ist deshalb ein weiterer wichtiger Baustein von F4DIA. Er habe schnell festgestellt, wie wichtig ein durchdachtes Kommunikationskonzept ist, erzählte Teilnehmer Florian Paul von der Firma Trumpf: „Ich habe das aus der Weiterbildung mitgebracht und konnte es direkt anwenden.“ Man könne den Leuten „nicht nur was hinwerfen und sagen, jetzt ist es da – dann nimmt es keiner“.
F4DIA hebt aber auch darauf ab, den künftigen Multiplikatoren neue Blickwinkel und damit kreative Ansätze zu ermöglichen. Immer wieder kommt am Abschlusstag das Modul „Staatsgalerie“ zur Sprache, dem viele zunächst mit Skepsis oder zumindest einem Fragezeichen begegneten. Dort wurden die Teilnehmer in die Bauhausphilosophie eingeführt, was offenbar tiefen Eindruck hinterlassen und dem einen oder anderen geholfen hat, bei der Konzeption seines Projektes auf das Wesentliche und klare Formen zu schauen.
Beim Verein zur Förderung der Berufsbildung konnte man sich mit E-Learning-Tools und mit dem Thema Motivation auseinandersetzen. Beim Wochenende in der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg ging es um Didaktik und die Rolle von Multiplikatoren. Und bei Trumpf wartete in diesem Durchgang von F4DIA ein ganz besonderes Erlebnis: Aufgrund der Corona-Beschränkungen fand das gesamte Modul im virtuellen Raum „TriCAT Spaces“ statt: Die Teilnehmer nahmen als „Avatare“ an Workshops, beispielsweise über die „VUCA-Welt“, teil. Das war für alle eine neue und faszinierende Erfahrung. „Nach einer halben Stunde hatte man das Gefühl, man ist wirklich da drin“, beschrieb Evelyn Philipp.
Beim Bilanzziehen wirkten die Teilnehmer geradezu beflügelt von der Weiterbildung. Besonders wertvoll fanden alle die Kombination aus Theorie und Praxis, die wichtige persönliche Erfahrungen brachte. Sie habe gelernt, „dass ich gar nicht über alles Bescheid wissen muss“, sagte eine Teilnehmerin, eine andere weiß jetzt ein heterogenes Team noch mehr zu schätzen. „Man darf auch über ungelegte Eier reden“, so eine weitere Erkenntnis, es sei gut, „von Anfang an die Leute einzubeziehen“. Und wo liegen die Hindernisse? Wie so oft geht es darum, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wenn der erste Schritt aus ihr heraus getan werde, dann komme Vieles ins Rollen, waren sich alle einig.

Die vierte Runde steht bevor
Das Projekt „F4DIA – Fit für die digitalisierte Arbeitswelt“ wird vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg gefördert. Es ist mit dem Demografie Exzellenz Award 2018 in der Kategorie „Wissen & Lernen“ ausgezeichnete. Ziel ist es, Beschäftigte und damit vor allem kleine und mittlere Unternehmen für die digitalisierte Arbeitswelt zu stärken. Das Projekt besteht aus fünf jeweils zweitätigen Modulen bei den Projektpartnern; hinzu kommt die Umsetzung eines eigenen Projektes mit innovativen Technologien und neuen Medien im Unternehmen und ein umfassender Austausch am Abschlusstag.

F4DIA geht ab Januar 2021 in die vierte Runde, dieses Mal in Freiburg. Eine Anmeldung hierfür ist ab September über www.f4dia.de möglich.

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