Für den Aufbau der ersten Ausbildungsstätte in Ruit mussten sich IHK und die Betriebe auf ihre eigenen Kräfte stützen. Die komplette Ausbildungswerkstatt wurde unter der Leitung des damaligen Geschäftsführers Friedrich Mohr in Eigenleistung und mit viel Improvisations- und Organisationstalent aufgebaut. Mit von der Partie beim Maschinen Aufstellen und der Materialbeschaffung war der damals 19-jährige Johann Zauner. Der angehende Industriemechaniker im dritten Lehrjahr wurde für den Aufbau von seinem Arbeitgeber, der Ostfilderner Werkzeugfabrik Bilz, freigestellt, um mit Hand anzulegen. Er erinnert sich: „Das war praktisch die Stunde Null. Wir standen damals in einer leeren Halle, haben Maschinen aufgestellt, in Betrieb genommen sowie Werkstücke und Material für die Ausbildung besorgt.“ Für Letzteres war Zauner zuständig. Denn der hatte als Einziger der Auszubildenden einen Führerschein – und klapperte mit einem Mercedes 190 D von Geschäftsführer Mohr Betriebe in der Umgebung und auch in Esslingen ab, die bereit waren, Material für die Ausbildungsstätte in Ruit zur Verfügung zu stellen. „Manchmal war das Auto so beladen, dass ich kaum mehr die Champagne (die Aufstiegsstraße von Esslingen nach Ruit) hochkam“, erinnert er sich schmunzelnd. Der Aufbau der Werkstatt in Ruit und seine Sonderfunktion als „Materialbeschaffer“ hätten ihm mächtig Spaß gemacht, so Zauner. „Es war eine interessante Arbeit und ich habe dabei viele Menschen und Firmen kennengelernt“, erzählt er. Als die Ausbildungswerkstatt aufgebaut war, kehrte Zauner zu Bilz zurück. In seinem weiteren Arbeitsleben hatte er immer wieder mit GARP zu tun: Der Meisterausbildung bei GARP folgten Abendkurse für REFA-Scheine und Zauner machte seinen Weg in der Firma Bilz: Vom Azubi zum Meister in der Schleiferei bis hin zum Fertigungsl eiter „mit vielen Nebentätigkeiten“ wie der Betreuung des Fuhrparks und Auslandseinsätzen in Russland und Ungarn, wo Bilz Niederlassungen aufbaute. Im Jahr 2016 wurde der langjährige Mitarbeiter bei Bilz in den Ruhestand verabschiedet. Rückblickend sagt der heute 66-Jährige: „Ich habe in dieser Zeit wirklich einen Quantensprung in der technischen Entwicklung erlebt.“ Dass die Betriebe in der Region bei dieser Entwicklung mithalten konnten, so Zauner, sei sicher auch ein Verdienst von GARP. Die Ausbildung habe durch GARP „einen enormen Qualitätsschub bekommen.“

50 Jahre GARP

In den Sechzigerjahren wurden die Auszubildenden in den Betrieben oft noch als Helfer in der Fertigung eingesetzt. Nur in wenigen Großbetrieben gab es bereits Lehrwerkstätten, in denen die jungen Menschen gezielt auf ihren Beruf vorbereitet wurden. Klein- und mittelständische Betriebe taten sich vor allem in der Grund- und der Spezialausbildung ihrer Auszubildenden schwer. Es fehlte qualifiziertes Ausbildungspersonal und nicht jeder Betrieb war in der Lage, zum Beispiel in der Metallausbildung Spezialkenntnisse im Schweißen, in der Elektrotechnik oder in Pneumatik zu vermitteln – und das in einer Zeit, als die technische Entwicklung von den Fachkräften in den Betrieben ein immer breiteres und übergreifendes Wissen und Können in Theorie und Praxis forderte. Nicht zuletzt aus dieser Notwendigkeit heraus schlossen sich Betriebe und IHK zusammen, um in Ruit eine gemeinschaftliche Ausbildungsstätte aufzubauen, die den Firmen und den Auszubil denden neben der einjährigen Metall-Grundausbildung auch Spezialkurse wie beispielsweise Pneumatik anbot. Damit war für Unternehmen wie zum Beispiel die Firma Bilz der Grundstein gelegt, um Jugendlichen damals und auch heute noch eine qualifizierte Ausbildung zu bieten. „Elektrotechnik, Steuerungstechnik, computergesteuerte Fertigung – wir können in der betrieblichen Ausbildung nicht alles selber tun“, sagt Claudia Cordes, Personalleiterin bei Bilz. GARP sei deshalb ein verlässlicher Partner bei einer zukunftsorientierten Ausbildung für die Zukunft. Auch in Sachen Weiterbildung arbeite Bilz heute eng mit GARP zusammen. „Rund zehn bis 15 Mitarbeiter von Bilz belegen jährlich Fortbildungskurse bei GARP“, berichtet sie.